Die Geschichte meiner viel kopierten Saufeder, die lange nicht verfügbar war. - Sauerländer Stöberhunde

Die Geschichte meiner viel kopierten Saufeder, die lange nicht verfügbar war.

06
Jan
2024

Vor über zwei Jahrzehnten richtete ein Jagdfreund mahnende Worte an mich: "Wenn Du so weitermachst, wirst Du nicht alt." Dieser Satz bezog sich auf das gefährliche Abfangen von starkem Wild, das nicht in die Kategorie "klein" einzuordnen war.

Dieser eindringliche Satz ließ mich nachdenklich werden und stellte mich vor die Herausforderung, eine Lösung zu finden, um in solchen Situationen – wenn ein Schuss nicht möglich war – nicht zu nah an wehrhaftes starkes Wild herangehen zu müssen. Die Mitführung einer herkömmlichen Saufeder kam für mich nicht in Frage, da sie zu unhandlich und schwer war. Aufgrund meiner früheren Bergzeiten war ich stets ein Anhänger des Wanderstocks, den ich auch während der Jagd immer bei mir hatte. Die Idee war geboren, diesen mit einem effektiven Messer zu vereinen.

Bereits zu dieser Zeit hatte ich in Zusammenarbeit mit meinem mittlerweile im Ruhestand befindlichen Messermacher G. Böhlke ein wirkungsvolles Messer entwickelt (erstes Foto - linkes Messer). Die Überlegung war, wie man ein Messer am schnellsten waidgerecht einsetzen könnte.

Die Schlussfolgerung lautete, wie erziele ich effektiv eine Schockwirkung und bekomme gleichzeitig möglichst schnell viel Luft in die Kammer. Eine Ausfräsung mitten in der Klinge schien hierbei effektiv zu sein, um neben der Schockwirkung auch direkt Luft in die Kammer zu bringen. Denn jeder erfahrene Hundeführer weiß, dass das Drehen des Messers in bestimmten Situationen nicht immer möglich ist, daher auch eine dicke Klinge von 10 bis besser 12 mm.

Die Idee, einen Wanderstock so umzubauen, dass er mit dem Messer verbunden werden kann, nahm Gestalt an. Ein Wanderstock mit einem abschraubbaren Ende musste her, um die Spitze zu entfernen. Gleichzeitig wurde der Auftrag an den Messermacher erteilt, am Ende des Messergriffs ein Gewinde anzubringen, um den Stock aufschrauben zu können. So entstand eine effektive kalte Waffe, die vielseitig einsetzbar war.

Nach den ersten Erfahrungen in der Praxis mit dem „Prototyp“ modernifizierten wir die Klingenform erneut. Diese verbesserte Klingenform zeigte sich noch effektiver im Einsatz. Somit war die Zusammenführung des Abfangmessers mit dem Wanderstock äußerst praktikabel und man hatte seinen Sicherheitsabstand bei Bedarf ohne eine klassische Saufeder mitzutragen. Genau so konnte man das Messer als „normales“ Abfangmesser bei geringerem Wild einsetzen.

Meine Idee wurde ohne meine Zustimmung von vielen kommerziellen Anbietern aufgegriffen. Dabei stand die Devise auf Kommerzialisierung und nicht auf Qualität im Vordergrund. Ich erhielt viele Anrufe von verärgerten Jägern und Hundeführern, die über abgebrochene Klingen und dadurch entstandenen lebensgefährlichen Situationen berichteten. Die Klingen waren oft nicht 12 mm dick und von hoher Qualität, sondern aus dünnwandigem 4-6 mm schwachem Stahl. Zwar rostfrei und kostengünstiger, aber bei weitem nicht so stabil wie mein Original. Die dünnen Stege an der Unterseite der Klinge erwiesen sich als Sollbruchstellen. Bei metallischen Ausführungen war ein Holzstiel aufschraubbar, der nichts mit einem hochwertigen Wanderstock zu tun hatte. Für mich war/ist diese Art der Saufeder fabrikneuer Sperrmüll.

Meine klare Empfehlung lautet daher, von solchen Produkten Abstand zu nehmen und stattdessen auf Qualität und Zuverlässigkeit zu setzen, auch wenn man tiefer in die Tasche greifen muss.

Infolge meiner Berichte auf meiner Internetseite erreichten mich zahlreiche Anfragen: Wo kann ich so ein Messer bzw. Saufeder kaufen? Bislang lautete meine Antwort stets: „Es tut mir leid, ich kann zurzeit keinen Messermacher empfehlen, der diese Qualität in Handarbeit zu einem akzeptablen Preis herstellt. Der Aufwand ist einfach zu groß, als dass es sich rechnet. Auch die Wanderstöcke sind so wie früher nicht mehr zu beziehen.“

Allerdings gibt jetzt gute Nachrichten!

Die Firma Waidtool hat unsere Vorstellungen umsetzten können und einen Wanderstock mit Gewinde nach unseren Vorstellungen gebaut. Der Stock ist aus Carbon, das heißt, viel leichter und stabiler als die früheren Wanderholzstöcke. Dieses hat natürlich seinen Preis – je nach Ausführung kosten die Stöcke zwischen 550,- und 650,- €. Dazu kommen noch das Messer und natürlich die Keydex-Scheide. Wer also nicht bereit ist, etwas Geld zu investieren, braucht die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Doch ein solches Messer/Saufeder erwirbt man einmal im Leben und es kann den Hunden und auch einem selbst einiges ersparen…